Lößkindel, Kalkkonkretionen im LößKarl-Heinz Hentschel, KarlsruheMancherorts am Rande
des Kraichgaues nennt man sie Steinmännle,
jene im Löß
enstandenen Kalkkonkretionen. Nicht selten werden
ihre größeren
Bildungen in Vorgärten, manchmal mit Gartenzwergen
vereint, zur
Schau gestellt. Besser bekannt sind diese Bildungen unter
den
Bezeichnungen Lößmännchen, Lößkindel
oder
Lößpuppen. Gerade die kleinen Lößkindel haben
manchmal
so bizarre Formen, daß der Betrachter an von Menschen
gefertigte Bildungen
denken könnte. Sie werden dort gefunden, wo
Aufschlüsse ihre Bildungshorizonte
freilegen. Das kann in Lehmgruben,
aber auch auf Baustellen im Lößgebiet
sein. Sie entstehen dort,
wo Kalkanteile der Lößablagerungen
durch
Niederschlagswasser gelöst werden. Der sich dabei bildende
kohlensäurehaltige
Kalk wandert in tiefere Schichten, verbindet sich
dort mit anstehenden Lößteilchen
und härtet aus.
Kleine Lößkindel
zwischen 5 und 150 mm Länge finden sich
fast immer in horizontal
verlaufenden Schichten, um 1 m unter der heutigen
Oberfläche.
Große Lößkindel, die bis zu 40 cm und mehr
erreichen
können, treten nur in tieferen Lagen, meist um 2 - 3 m unter
dem
heutigen Niveau auf. Auch diese Ablagerungen sind oft recht
zahlreich
und liegen in der Regel stets auf einer Ebene. Die
Größe der Lößkindel
bietet einen Anhalt für die
Dauer des Interglazials.
Löß war ursprünglich
feinster Flugsand, entstanden aus dem
nicht durch Vegetation gebundenen
Schlick der eiszeitlichen Gletscherbildungen
und Schmelzwasserströme.
Die Partikel mit einer Korngröße
von 0,02 - 0,06 mm
wurden während den eiszeitlichen und nacheiszeitlichen
Stürmen
aus dem Schutt der austrocknenden Endmoränen wie Staub
über das
ganze Land verteilt und bedeckten auch die Gräser der
damaligen
Steppenlandschaft. Der von den Gräsern festgehaltene Staub
festigte
die Wurzeln der Grasnarben, worauf diese immer wieder nach oben
wachsen
konnten. Es entstanden Hohlräume um die so
eingeschlossenen
Gräser, die sich nach dem Schwinden der Halme zu
senkrechten Röhrchen
formten. So entstanden immer wieder gleichsam
vertikal perforierte Lößschichten
in denen das Regenwassser
rasch versickert. Jetzt wird auch verständlich
weshalb der
primäre (ursprüngliche) Löß so leicht
klüftet
und Hohlwege mit senkrechten Wänden entstehen. Sticht
man am oberen
Rand einer Lößwand oder eines Hohlweges mit einem
Spaten senkrecht
ein, so lassen sich große Flächen der Wand
ohne Mühe umwerfen.
Dies ist geradezu ein Zeichen für eine
ursprüngliche Lößablagerung.
Horizontal vorgenommene
Eingriffe sind hingegen mühsam. Es ist also
garnicht so schwer
primären Löß von umgelagertem Hanglöß
zu
unterscheiden. Bei Baumaßnahmen an Hängen ist zu
berücksichtigen,
daß dieser sekundäre Löß nicht
immer gut mit dem Untergrund
verbunden ist und größere
Flächen abgleiten können.
Die in den 10 - 30 m mächtigen Lößablagerungen Südwestdeutschlands gefundenen Landschnecken und Reste typischer Steppentiere, so des Lemmings, des Steppenmurmeltiers, und überdies des Mammuts, beweisen den äolischen Ursprung der Lößlandschaften. Der Name Löß geht übrigens auf los = 'locker' zurueck. Der europäische Löß gehört der Inter- und Postglazialzeit an. In ihm sind alle Gesteinsanteile der glazialen Gesteinsabtragungen enthalten. Die Lößkindel mit ihrem etwa 63% Kalkanteil, lassen sich so auf die im Löß eingeschlossenen Partikel ehemaliger Kalkgesteine zurückführen. Lößanalysen lassen Rückschlüsse auf die in der Eiszeit abgetragenen Gebirgsmassen zu. Während der Löß im Heidelberger Raum Rutil und Turmalin enthält, finden sich im Löß des Feldberges Granat und Hornblende. (Das Copyright für die Abbildungen liegt beim Autor.)
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